
Mangelnder Wohlstand
Abschluss – Motoren der Veränderung
Zusammenfassung
- Es entspricht einem modernen Verständnis von Wohl-Stand, diesen nicht nur auf das Materielle zu begrenzen, sondern darunter auch soziales und ökologisches Wohlergehen zu verstehen.
- Materieller, sozialer, ökologischer Wohl-Stand kann als individuelles Wohlbefinden im Privaten erlebt werden.
- Dafür spielen aber immer auch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle, indem sie es ermöglichen, erschweren oder verwehren, dass man sich wohlfühlt.
- Ein Staat verwehrt Wohl-Stand z.B. dann,
- wenn er – statt für eine gleichberechtigte materielle Teilhabe einzutreten – für die Bevorzugung seiner Anhänger*innen sorgt,
- wenn er seinen Gegnern die Freiheit zu einem selbstbestimmten Leben ohne Diskriminierung verwehrt,
- wenn er verhindert, dass Menschen sich aktiv für ökologische, soziale, politische Ziele einsetzen können.
Gerade zum individuellen Wohlbefinden in der DDR gibt es viele positive Aussagen von Menschen, die in de DDR gelegt haben. Man habe besser zusammengehalten, das Gemeinschaftsgefühl sei in der DDR stärker und wichtiger gewesen als heute in der Bundesrepublik Deutschland. Wie sind solche Aussagen einzuordnen?
Die Antwort des DDR-Historikers Stefan Wolle auf die Frage „Entspricht dieses DDR-Bild den Tatsachen?“ lautet:
„All diese Dinge, wie die größere Mitmenschlichkeit in der DDR, die größere Bedeutung von Familie, Freundschaft und Gemeinschaft sind gefährliche Halbwahrheiten. Das stimmt alles irgendwo ein bisschen, hatte aber damals sehr konkrete, soziale und wirtschaftliche Ursachen.“
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/alltag/streit-um-erinnerungen-kindheit-in-der-ddr-100.html
Verwehrter Wohl-Stand – ein mächtiger Motor der Veränderung!
Ein gutes und zufriedenes Leben führen zu können, ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis. Sich dagegen zu wehren, wenn Wohl-Stand limitiert oder ganz und gar verwehrt wird, war deshalb auch in der DDR ein starker Motor für Veränderungen.
Was beim Einzelnen die Bereitschaft weckt, sich für Wandel einzusetzen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen. Zum Antrieb wurde das Verwehren materiellen, sozialen oder ökologischen Wohlstands, oder insgesamt das Gefühl, von seinem Staat in seinem Recht auf Wohl-Stand benachteiligt zu sein.
Ein Motor für Wandel: Sich frei gegen die Bedrohung von Frieden einsetzen wollen – Erste Schritte
In einem Land, in dem atomare Raketen stationiert waren, man täglich mit Feindbildern konfrontiert wurde, Militarismus zum Alltag gehörte, sahen es gerade junge Menschen für unerlässlich an, sich aktiv für Frieden einsetzen zu können. Manchen ging es vorrangig um das atomare Wettrüsten, anderen auch um die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft, etwa durch die Einführung des Wehrkundeunterrichts (1978), wieder andere wollten sich gegen die rigorose Umsetzung der Wehrpflicht wenden.
Für viele der Aktivist*innen der Friedensbewegung war es ein erster Schritt, sich den Aufkleber „Schwerter zu Pflugscharen“ auf die Kleidung zu nähen, oder an Friedensgebeten teilzunehmen. Oft im Schutzraum der Kirchen wuchs der Antrieb, Veränderung zu wollen und der Antrieb, selbst zur Veränderung beizutragen.
Material 1: Gegenwind
Material 2: Friedensdemonstrationen der frühen 1980er
Material 3: Interviews zur weiteren Politisierung der Bewegung und zur zunehmenden Solidarisierung der Öffentlichkeit mit Opfern von Repression
Die Interviews beziehen sich auf die Politischen Aktionen im Januar 1988, die die traditionellen, groß aufgemachten staatlichen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration als Bezugspunkt nahmen. Luxemburg Zitate wie „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ oder „Wer sich nicht bewegt, spürt die Fesseln nicht“ boten der Stasi (und damit der SED) den Anlass für zahlreiche Verhaftungen und Abschiebungen in den Westen.
Von der ersten Begeisterung über Repression zum Aufbruch zur friedlichen Revolution
Auf erste, oft positive Erfahrungen damit, sich aktiv für Frieden und gegen Militarismus einzusetzen, folgte Ernüchterung. Bereits ab 1981 ging die DDR-Regierung gegen das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ vor und ließ harte Repressionen folgen, wenn man sich gegen die Entfernung des Aufnähers wehrte. Die Friedensgebete konnten zwar fortgeführt werden, allerdings nahm die Überwachung durch die Stasi ebenso zu wie der Druck auf die Kirchenleitungen, die Andachten zu entpolitisieren.
Die Entscheidung, sich öffentlich zu engagieren, zog nicht nur Repressionen nach sich, sie schuf auch eine Distanz zwischen den Aktivist*innen und den Mitbürger*innen, die sich für den Balanceakt zwischen Mitwirkung und Distanz, symbolischer Teilnahme und Rückzug ins Private und für den „Doppelsprech“ entschieden hatten.
Dennoch war eine wachsende Anzahl von Menschen nicht mehr davon abzuhalten, sich aktiv für politische Freiheiten einzusetzen. Bewegungen für „Frieden“, ebenso wie für „Umwelt“ wurden zu Trägern der Demokratieforderung. In den 1980er Jahren fanden in vielen Regionen Friedens-, aber auch Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen zusammen. Im Laufe der 1980er Jahre vernetzten sie sich zunehmend untereinander und wurden 1989/90 zu den maßgeblichen Trägern der friedlichen Revolution.
Material 1: Unterschiedliche Meinungen – Faktenchecks helfen
Material 2: Deutschland verursacht nur 2% des weltweiten Co2 Ausstoßes!
Was können wir da denn überhaupt tun?
Material 3: Die Sichten auf die Klimabewegungen haben sich zwischen 2021und 2023 deutlich verändert (Befragungen: 2021 und Mai 2023)
Material 4: Klimaprotest
Material 5: Besser nicht aus dem hohlen Bauch entscheiden!
Das Beispiel Klimakrise – wir müssen uns positionieren
Die Klimakrise wird heute von vielen als Bedrohung für die gesamte Menschheit empfunden. Sie ist ein aktuelles Beispiel für die Erfahrung einer massiven Störungen des ökologischen, aber auch des materiellen, sozialen Wohl-Befindens.
Manche der Aktivist*innen trauen der Politik unserer Demokratie nicht zu, die von ihnen als notwendig empfundene Klimapolitik zu realisieren. Sie sind bereit, rechtsstaatliche Regel zu missachten und sogar Gewalt anzuwenden, damit das, was sie als richtig empfinden, gemacht wird. Sie wären dafür auch mit einer Öko-Diktatur einverstanden, einer Diktatur also, um durchzusetzen, was ihnen als richtig erscheint. Es gibt aber auch Gruppen, die leugnen, dass es einen menschengemachten Klimawandel überhaupt gibt.
Zwischen den beiden Extremen muss jede*r Einzelne sich positionieren. Weil es um unsere Zukunft geht, ist es falsch, aus dem „hohlen Bauch“ zu entscheiden. #DDRinnern hilft Dir dabei, Dich mit guten Argumenten zu positionieren.
Was hältst du von diesen Leitfragen einer NGO:
Diktatur – nein danke, auch keine Öko-Diktatur!
Jede Diktatur missachtet Rechtsstaatlichkeit, akzeptiert Gewalt und Repression für ihre Zwecke, lässt keine anderen Meinungen zu. Da kann der Zweck auf den ersten Blick noch so schlüssig erscheinen. Das Beispiel DDR zeigt: Hände weg!
Nur einem Argument zu trauen? Dich von unbegründeten Behauptungen täuschen lassen? Du doch nicht!
Es ist ganz selbstverständlich, dass es mehrere Sichten auf Probleme und mehrere Lösungsansätze gibt. Wenn jemand seinen Ansatz nicht begründet und sich nicht auch mit anderen Positionen auseinandersetzt, ist Misstrauen geboten. Schau Dir auch die Meinungen anderer an und entscheide dann!
Unsere Demokratie kann viel mehr, als ihre Gegner ihr zutrauen:
Wir leben in einer Zeit, in der es viele Krisen zu bewältigen gibt. Neben der Klimakrise stehen z.B. Pandemie, Kriege, eine schwächelnde Wirtschaft, Probleme beim Umgang mit Migration, ein Bildungssystem, das erneuert werden muss. Um mit diesen vielen unterschiedlichen Schwierigkeiten umzugehen, braucht es kreative, neue Ideen. Viele Menschen müssen daran mitarbeiten können. Dabei müssen auch Versuch und Irrtum möglich sein. Am Ende müssen möglichst viele Menschen überzeugt werden.
Und wenn die Politik nicht in die Gänge kommt, müssen Gerichte in der Lage sein, Handeln zu verlangen. Das Bundesverfassungsgericht hat im April 2023 entscheiden, dass die bisherige Formulierung der Klimaziele verbessert werden muss.