Dieses Foto zeigt den Abriss der Oberen Mühle Mödlareuth im Jahre 1952. Interessanterweise befanden sich die Arbeiter während der Baumaßnahmen der Grenze dabei sowohl auf der Ost- als auch auf der Westseite Mödlareuths.

Obere Mühle

Bis 1952 stand am Ortsrand Mödlareuths die sogenannte „Obere Mühle“. Diese wurde im Rahmen der „Operation Ungeziefer“ zerstört und abgerissen. Bei diesem Vorgehen des DDR-Regimes handelte es sich um Zwangsumsiedelungen, welche drei Familien im östlichen Teil Mödlareuths betrafen. Die Zwangsumsiedelungen waren von der DDR-Regierung festgelegte Anordnungen, welche Bürger, die als mögliche Regime-Gegner eingestuft wurden, von der Grenze entfernen sollte. Die Bewohner der „Oberen Mühle“ in Ost-Mödlareuth wurden dabei zum Verlassen ihres Zuhauses gezwungen.

Historischer Kontext

Das Beispiel der „Oberen Mühle“ in Mödlareuth zeigt auf, was Seitens der DDR-Regierung in Kauf genommen wurde, um ihre Grenzen zu „schützen“. Vor allem wirtschaftliche Existenzen wurden durch die „Operation Ungeziefer“ zerstört. Die Grenze in Mödlareuth verlief direkt neben dem Wohnhaus der Familie, womit eine Sicherung des „Antifaschistischen Schutzwalls“ für das DDR-Regime nicht mehr gewährleistet wurde. Acht Monate zuvor hatten die Besitzer den voll funktionierenden Wirtschaftsbetrieb noch renoviert, ehe die Umsiedelung und somit die Zerstörung des Gebäudes beschlossen wurde. In letzter Minute konnten sich die Bewohner*innen der „Oberen Mühle“ mit einem Sprung durch das Stallfenster in den Westteil Mödlareuths flüchten. Offenbar wollten sich die Besitzer*innen der Zwangsumsiedlung nicht unterwerfen. Damit einher gingen durch die Umsiedelung, neben der Bedrohung wirtschaftlicher Existenzen, die Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat sowie der erzwungene Kontaktabbruch zu der noch vor Ort lebenden Familie. Die Folgen der Zwangsumsiedelungen gehörten zum Handeln der DDR-Regierung und zogen weitreichende Folgen mit sich. Die Menschen wurden dabei in teils unzureichenden neuen Wohnungen untergebracht und zumeist innerhalb der Bevölkerung als „Asoziale“ geächtet, was sich bei vielen Vertriebenen in psychischen Folgen, wie etwa Verlustängsten, abzeichnete.

Heiße Themen

Auch heute ist das Thema „Zwangsumsiedelung“ für uns aktueller denn je. Im Zuge des Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine benennt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch die sogenannten Filtrationslager und beschuldigt Russland sowie prorussische Separatisten der Zwangsumsiedelung von Ukrainern. Der Unterschied zur DDR liegt dabei darin, dass Menschen in ein anderes Land (Russland) „verschleppt“ werden. Von der zwangsweisen Deportation abgesehen, haben beide Situationen aber wenig miteinander zu tun.

Human Rights Watch:

Ukraine: Mutmaßliche Kriegsverbrechen in von Russland kontrollierten Gebieten | Human Rights Watch (hrw.org)

ZDF Heute Reportage Human Rights Watch:

Menschenrechtler: Russland siedelt Ukrainer um – ZDFheute

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