Nachdem das Gebäude über einige Jahre als Schulhaus genutzt wurde, beherbergte es während der DDR einen HO-Supermarkt. Nach der Wiedervereinigung befand sich darin zunächst ein Ausstellungsraum des Museums Mödlareuths, ab 2002 schließlich das Gasthaus „Zum Grenzgänger“. Das Lokal ist mittlerweile leider geschlossen.

Schule

Im Jahre 1889 wurde in Mödlareuth eine Dorfschule erbaut, in der Kinder bis ins Jahr 1940 unterrichtet wurden. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurde der Lehrer in die Wehrmacht eingezogen und der Unterricht in Mödlareuth somit eingestellt. Folglich besuchten die Schüler*innen die Volksschule im östlichen Gebersreuth, bis vermutlich im Jahr 1945/46 erneut eine Lehrerin im Schulhaus Mödlareuth den Unterricht hielt. Doch auch dies sollte nur von kurzer Dauer sein, denn die Lehrkraft floh 1948 nach Bayern. Demzufolge besuchten die Kinder Mödlareuths erneut die Dorfschule in Gebersreuth.

Historischer Kontext

Im Zuge des gemeinsamen Schulbesuchs von bayerischen und thüringischen Kindern in den 1950er Jahren stellt sich die Frage, was im Unterricht gelehrt wurde. Bestand eine Separierung im Hinblick auf den Inhalt des Unterrichts zwischen Schüler*innen aus BRD und DDR? Ferner ist der spätere Umweg der Kinder zu betonen, um überhaupt Schulbildung erhalten zu können. Bis ins Jahr 1952 waren in Bezug auf die Trennung zwischen Ost und West noch größere Spielräume möglich. So berichtet etwa ein ehemaliger Grenzer, dass er die Schüler*innen beispielsweise einfach über den Tannbach hüpfen ließ, um ihnen ein „Schlupfloch“ in die Schule zu ermöglichen. Trotzdem ist von Trennungserfahrung und Umorientierung seitens der Schülerschaft zu sprechen. Einerseits existierte die Trennung zwischen Mödlareuth Ost und Mödlareuth West, andererseits besuchen alle Kinder dieselbe Schule. Politisch gesehen verfolgten die BRD und die DDR andere Richtungen und trotzdem gingen die bayerischen Schüler*innen in eine DDR-Schule. Nachdem der Unterricht eingestellt wurde, befand sich während der deutsch-deutschen Teilung ein HO-Supermarkt im ehemaligen Gebäude. Nach der Wiedervereinigung befand sich darin bis 2021 ein Wirtshaus.

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–> hier Zeitzeugeninterview Herr Seidel einfügen

Herr Seidel hatte das Glück, dass er nach seiner Schulzeit sogleich in den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb einsteigen konnte. Auf einen Abschluss war er somit nicht angewiesen. Gleichzeitig wäre es ohne ein Abschlusszeugnis vielleicht schwierig geworden, in eine Ausbildung oder einen anderen Beruf einzusteigen, hätte er nicht diese Möglichkeit gehabt, jenen gegebenen beruflichen Werdegang fortzuführen.

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Bildungschancen in der DDR – aber unter welchen Bedingungen?

Während der DDR waren Grundlagen für ein einheitliches und staatliches Schulsystem, welches jeden unabhängig von Sozialstatus oder Herkunft umschließen sollte, durchaus gegeben. Allerdings bildete sich schon bald ein Bildungssystem heraus, welches Schule und Arbeitswelt fest miteinander verbinden sollte. Die Schulbildung wurde schnell zu einem Politikum gemacht. Bereits unter der Besatzung der Sowjetunion wurde eine „antifaschistisch-demokratische“ Bildungsreform angeordnet. Ferner sollten die Kinder und Jugendlichen in den Schulen zu „vollwertigen Mitgliedern der sozialistischen Gesellschaft“ erzogen werden. Vor allem Fächer wie Staatsbürgerkunde, in welchem ein einseitiges Weltbild sowie stetige Treue der SED und Sozialismus gelehrt wurden, verdeutlichen dies. Während die UdSSR als Sicherer des Friedens und Beschützer vor dem Westen präsentiert wurde, wurden vor allem die Bundesrepublik Deutschland als auch die USA als negative Feindbilder dargestellt. Religionsunterricht fand an den Schulen nicht statt, dafür Russisch als Pflichtfach sowie, ab der 9. und 10. Jahrgangsstufe, der sogenannte „Wehrkundeunterricht“, der eine umfassende vor-militärische Nahkampfausbildung beinhaltete. Auch die FDJ war als fester Baustein im Schulsystem verankert und eigene Büros für die „Freundschaftspionierleiter“ eingerichtet. Voraussetzungen für eine umfangreiche Schulbildung setzte somit die Mitgliedschaft in der Partei als auch die Jugendweihe voraus, denn wer sich diesen entzog, lief Gefahr sich mit politischer Diskriminierung durch Lehrkräfte und Schulleitung auseinandersetzen zu müssen. Bereits seit dem Jahr 1954 wurde durch die Jugendweihe in der DDR der Übertritt vom Kindes- in das Erwachsenenalter eingeläutet. Altersmäßig verlief diese Alternative der Konfirmation für alle Schulkinder der achten Jahrgangsstufe und umfasste dabei etwa 7 Millionen junge Erwachsene. Der SED war bewusst, dass sie ihre Ideologien bereits im Kindes- und Jugendalter an die jüngeren Generationen weitergeben mussten, um eine sozialistische Bevölkerung zu generieren. In vorangehenden Gruppenstunden wurde den Jugendlichen dabei das System des Sozialismus dargelegt, sowie die Entwicklung der sozialistischen Arbeiterbewegung seit der Sowjetunion am Ende des 2. Weltkrieges. Ferner hingen der Abschluss mit dem Abitur als auch die Aussicht auf ein Studium davon ab, ob man Mitglied der FDJ war oder sich aber im Unterricht systemkritisch äußerte. Um die sognannte Erweiterte Oberschule: Abiturstufe besuchen zu dürfen, wurde eine Verpflichtung als Offiziersbewerber oder ein Elternhaus, welches sich als besonders konform hinsichtlich der Partei erwies, vorausgesetzt.

Diskutiert gemeinsam folgende Fragen:

  • Welche Funktion hatte die Institution Schule in der DDR?
  • Was bedeutet es, in einer Diktatur in die Schule zu gehen?

Mehr vom Schulalltag in der DDR:

In der Schule – DDR | Zeitklicks

Tausche Smartphone gegen FDJ-Hemd – ein Beitrag der Bundeszentrale für politische Bildung:

Schule in der DDR | bpb.de

(evtl. Schulbücher DDR?)

Kapitel Karte

Karte ML: Obere Mühle

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Obere Mühle Bis 1952 stand am Ortsrand Mödlareuths die sogenannte „Obere Mühle“. Diese wurde im Rahmen der „Operation Ungeziefer“ zerstört […]

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Beobachtungsturm Der Beobachtungsturm sollte dafür sorgen, die gesamte Grenzanlage innerhalb des Dorfes aus der Höhe überwachen zu können. Zu diesem […]

Karte ML: Hinterland

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Hinterland Die Grenzanlagen wurden ab 1952 im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut und auf ihre Undurchlässigkeit hin perfektioniert. Ein […]

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Haus Zeitzeuge Wie auf dem nebenstehenden Bild erkennbar wird, waren Beobachtungen nur von westlicher Seite möglich. Die Bewohner*innen als auch […]

Karte ML: Schule

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Schule Im Jahre 1889 wurde in Mödlareuth eine Dorfschule erbaut, in der Kinder bis ins Jahr 1940 unterrichtet wurden. Im […]

Karte ML: Tannbach

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Tannbach Im 16. Jahrhundert fungierte der Tannbach zunächst als Grenze zwischen Markgrafschaft Bayreuth und der Grafschaft Reuß-Schleiz . 1810 wird […]

Karte ML: Geglückte Flucht

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Geglückte Flucht Ein Kraftfahrer, welcher über Ortskenntnisse sowie einen Passierschein verfügte, nutzte seinen Kleintransporter, um aus der DDR zu flüchten. […]

Karte ML: 100 Meter Mauerstück

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100 Meter Mauerstück Die Sperranlagen in Mödlareuth wurden im Laufe der Jahre immer weiter modifiziert und „verschärft“. 1958 wurde dieser […]

Karte ML: Grenzzaun

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