
100 Meter Mauerstück
Die Sperranlagen in Mödlareuth wurden im Laufe der Jahre immer weiter modifiziert und „verschärft“. 1958 wurde dieser gegen einen sogenannten Flandernzaun (Konstruktion aus Holzpfählen und Stacheldrahtgeflecht) ausgetauscht. Im Jahre 1961 wurde ein einreihiger Stacheldrahtzaun an Betonsäulen errichtet, der ein Jahr später wiederum durch zwei zusätzliche Stacheldrahtreihen an Betonsäulen ergänzt wurde. Ziel war die Verhinderung von Flucht aus der Deutschen Demokratischen Republik. Ein einzig geglückter Fluchtversuch ist allerdings zu verzeichnen.
Historischer Kontext
Im Jahre der Modifizierung der Grenzanlagen wurde auch die Perfidität dessen weiter ausgebaut, etwa durch das Auf- und Abrüstung von Selbstschussanalgen oder Bodenminen. Der Metallgitterzaun war das letzte Hindernis vor der eigentlichen Mauer. Er war etwa 3,20 Meter hoch und zog sich entlang der innerdeutschen Grenze. An den im Boden eingelassenen Pfosten aus Beton waren Platten aus einem rautenförmigen Metallgitter angebracht und so von unten nach oben übereinandergesetzt, dass ein Festhalten oder Abstützen verunmöglicht wurde. Die Löcher des engmaschigen Metallgitters waren zudem so klein, dass man mit den Fingern nicht hineingreifen konnte. Die Schrauben waren von der Westseite aus angebracht, was zusätzliche „Auflageflächen“ oder Greifmöglichkeiten für Hände oder Schuhwerk unmöglich machte. Hier stellt sich zudem die Frage, warum die Schrauben, welche den Gitterzaun des „Antifaschistischen Schutzwalls“ zusammenhielten, von der Westseite aus zu öffnen gewesen wären. In Ergänzung zu den bereits vorhandenen Bodenminen wurden ab dem Jahr 1971 zusätzlich rund 70.000 Selbstschussanlagen entlang des Metallgitterzauns befestigt. Angebracht wurden die Splitterminen dabei auf drei verschiedenen Höhen des Zauns. Über einen Draht wurde die Selbstschussanlage bei kleinster Berührung ausgelöst. Der Austritt von scharfkantigem Splittermaterial durch den kegelförmigen Trichter endete aufgrund der breiten Streuung zumeist mit schwersten Verletzungen, in vielen Fällen tödlich. Da es immer wieder zu „Fehlschüssen“ durch Berührungen von Vögeln oder kleineren Tieren kam, wurden die Auslösedrähte zwischendurch auf ihre Sensibilität hin herunter reguliert. Erst im Jahr 1984 wurden die SM70-Anlagen nach einer Übereinkunft mit der BRD wieder abgebaut. Der Kfz-Sperrgraben sollte verhindern, dass die Grenze mit Fahrzeugen durchbrochen werden konnte, in erster Linie von Osten nach Westen. Anzumerken ist dabei, dass es aufgrund der vorhergehenden Sicherungsmaßnahmen innerhalb des Grenzbereiches fast unmöglich war, mit einem Auto überhaupt in die Nähe dieses Kfz-Sperrgrabens zu gelangen. Funktion der Anlage war dabei, dass ein Vehikel, ehe es den Metallgitterzaun durchbrechen konnte, in einen etwa 1,50 Meter tiefen Graben stürzte. Ferner wurden Betonplatten angeschrägt in den Boden eingelassen, um für ein zusätzliches Hindernis und somit eine unmögliche Weiterfahrt zu sorgen. Ein Grenzdurchbruch mit einem Auto oder anderen Kraftfahrzeug war somit ausgeschlossen. Eine Flucht wurde somit verunmöglicht.
Aber auch die Arbeitsplätze von ortsansässigen Soldaten wurden durch diese stetige „Nachbesserung“ einer Undurchdringbarkeit betroffen. Grenzsoldaten aus der Umgebung wurden durch besonders „treuen“ und „glaubhafte“ Soldaten ausgetauscht. Durch ein Stufensystem wurde dabei die Eignung für eine Arbeit direkt an der Grenze oder aber eine Arbeit in sicherer Entfernung im Hinterland bestimmt. Somit waren auch menschliche Schicksale auf beruflicher Ebene betroffen.
Heiße Themen
Noch heute haben Grenzen unterschiedliche Auswirkungen auf das Leben von Menschen. Die Motive für eine Flucht aus dem eigenen Land belaufen sich dabei auf Krieg, die wirtschaftliche Lage innerhalb der Heimat oder auf Umweltbedingungen. Aus nordafrikanischen Ländern wie Libyen versuchen viele Flüchtende aufgrund der gewaltsamen Konflikte in ihrer Heimat in überfüllten Schlauchbooten über das Mittelmeer zu gelangen. Die Gewissheit, auf der Flucht umzukommen, wird dabei von vielen Menschen in Kauf genommen.

Links zum Thema
In Bezug auf die Mauer in Mödlareuth ist festzustellen, dass seitens der Bewohner*innen durchaus unterschiedlich rationalisiert wurde. Einerseits stellte die allgegenwärtige Präsenz der Mauer eine hohe Belastung der Menschen im Osten Mödlareuths dar. Gleichzeitig empfanden viele Anwohner die Mauer auch als eine Erleichterung, nämlich in Bezug auf mögliche Beobachtungen aus dem Westen des Dorfes. Während die Ost-Mödlareuther keinen Kontakt mit den West-Mödlareuthern aufnehmen durften, entwickelte sich auf der BRD-Seite ein wahrer „Mauer-Tourismus“ um das Kuriosum der deutsch-deutschen Teilung des Dorfs. Die Mauer wurde, zur Erleichterung der DDR-Seite, durchaus als positiv wahrgenommen und dämmte somit den „Zoo-Effekt“ ein. Sie fungierte dabei also als eine Art „Sichtschutz“ vor Blicken der Besucher von westlicher Seite.
Sieh dir den kurzen Beitrag über den Aufbau und die Funktion des Grenzstreifens an: