Motoren der Veränderung:
Warum „ Blues-Messen“ (1979-1986) zu einem Motor der Veränderung werden konnten
Repressionsmaßnahmen wirkten aber nicht immer so, wie von der DDR beabsichtigt. Menschen, die sich nicht einschüchtern ließen, konnten zu Motoren der Veränderung werden. Sie konnten Wege weisen, Mut machen und andere durch ihr Vorbild dazu anregen, über sich und die eigenen Handlungsmöglichkeiten nachzudenken.
Kirchen boten, da sie teilweise autonom waren, Räume, in denen Menschen auch lernen konnten, mit Repressionen umzugehen. Die Blues-Messen des evangelischen Pastors Rainer Eppelmann schufen in Berlin solche Räume.
Die Repressionen der Stasi konnten den „Motor der Veränderung“, der den Bluesmessen innewohnte, nicht stoppen
Die Stasi beobachtete die Bluesmessen intensiv und versuchte, ihnen ein Ende zu setzen, auch, indem sie Zersetzungsmaßnahmen an den Organisatoren der Bluesmessen anwandte. Die Stasi forcierte auch die innerkirchlichen Konflikte, in die die Bluesmessen immer wieder gerieten, indem sie den Kirchen-Oberhäuptern mit Repressionen drohten. Zudem putschte sie die Anfeindungen von konservativen Gemeindemitgliedern gegen die Bluesmessen.
Trotz alledem: Die Bluesmessen haben ohne Zweifel als Motor der Veränderung gewirkt, weil man als Teilnehmer*in einer solchen Veranstaltung Wege entdecken und Strategien entwickeln konnte, mit Repressionen (besser) umzugehen. Dazu trug auch bei, den Umgang Rainer Eppelmanns mit der Stasi zu beobachten und den Umgang der Stasi/SED mit Rainer Eppelmann. Dies wird besonders deutlich am Beispiel des „Berliner Appells“, in dem Eppelmann zusammen mit Robert Havemann unter dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ auf Abrüstung in Ost und West drängten.
Eppelmann wurde zwar festgenommen, blieb aber, anders als anzunehmen gewesen wäre, nicht in Haft. Ihn schützten sein entschiedenes Auftreten, die (West-)Öffentlichkeit und die breite Akzeptanz des „Berliner Apells“ in West und Ost
Bluesmessen konnten auch auf Teilnehmer*innen als Motor der Veränderung“ wirken
Nicht nur Rainer Eppelmann wurde zu einem Motor der Veränderung. Auch bei Mitorganisatoren vergleichbarer Aktionen in anderen Kirchengemeinden und bei manchen der Teilnehmer*innen wurde der Mut geweckt, sich der Wirkung von Repressionsmaßnahmen zu entziehen. Sie erfuhren dort die Möglichkeit, sich selbst wieder als wirksam zu erleben.
Rainer Eppelmann sagt für sich: „Wenn man weiß, warum man im Gefängnis sitzt, nämlich um sich, seinem Glauben und seiner Weltanschauung treu zu bleiben, geht man da gestärkt
raus.“