
Mangelnder Wohl-Stand
Wenn der Staat den Bürger*innen verwehrt, nach den eigenen Vorstellungen ein gutes Leben zu leben
Ein breiter Begriff von „Wohl-Stand“: Wann geht es uns gut?
Was macht ein gutes und zufriedenes Leben, ein Leben in Wohl-Stand aus? Wenn wir an „Wohlstand“ denken, denken wir oft zuerst an (viel) Geld und das, was man damit kaufen kann, also an materielle Güter. Dabei gehört zu einem umfassenden Begriff von Wohl-Stand viel mehr. Was genau, darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Drei Merkmale werden aber immer wieder herangezogen.
- materieller Wohl-Stand
- Wenn „nur“ die Grundbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Wohnen) gesichert sind, kann man eher vom Fehlen von Armut sprechen. Zu echtem materiellem Wohl-Stand gehört die Möglichkeit zu gleichberechtigter materieller Teilhabe an Dienstleistungen und (Luxus-)gütern – über das Lebensnotwendige hinaus.
- Sozialer Wohl-Stand
- Grundlegend für sozialen Wohl-Stand ist die Freiheit zu einem selbstbestimmten Leben ohne Diskriminierung. Dies umfasst, dass man sein Recht auf Glück bzw. Wohlbefinden nicht nur im privaten Umfeld erfährt, sondern auch in den öffentlichen Bereichen von Staat und Gesellschaft.
- Ökologischer Wohl-Stand
- Man kann in einer (einigermaßen) intakten Umwelt leben, was bedeutet, dass nicht nur die Natur geschützt wird, sondern dass generell wirtschaftliche Interessen nicht wichtiger als ökologische sind. Ökologischer Wohl-Stand heißt auch, sich für dessen Durchsetzung aktiv einsetzen zu können.
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Einleitung zum Thema: Was ist die Absicht hinter der vorliegenden Gestaltung zum Themenbereich „Mangelnder Wohl-Stand: Wenn der Staat den Bürger*innen verwehrt, nach den eigenen Vorstellungen ein gutes Leben zu leben“?
Das Ziel der Hinführung ist, sich vor Augen zu führen, dass Wohl-Stand mehr ist als materieller Wohlstand (Schreibweisen bewusst so gewählt) und dass es bei Wohl-Stand nicht nur um ein privates sich Wohlfühlen geht.
Zu Wohl-Stand gehört nämlich ebenso, a) sich auf seine Weise auch im öffentlichen Bereich wohlfühlen zu können sowie b) das Recht auf Selbstentfaltung und auf freie Möglichkeiten, sich seine Wünsche zu erfüllen.
Ein breiter Begriff von „Wohl-Stand“: Wann geht es uns gut?
Die erste Sektion der Einleitung führt einen breiten Begriff von Wohl-Stand ein, wobei in der Textspalte drei Aspekte von Wohl-Stand definiert werden (sozial, materiell, ökologisch). In der Materialspalte finden sich „nur“ Smilies. Sie sollen ein Nachdenken anregen.
Heiße Themen
Wohl-Stand ist aber nicht gleich Wohl-Stand. Man kann nicht die gesamte Bevölkerung eines Landes über einen Kamm scheren, um beurteilen zu können, ob eine ganze Gesellschaft in Wohl-Stand lebt. Wohl-Stand ist immer auch etwas sehr individuelles, man kann sich aber die grundlegenden Rahmenbedingungen innerhalb einer Gesellschaft ansehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was in einem Land als Wohl-Stand angesehen wird. In Deutschland sind es Heute vor allem die Punkte 3 und 2, die manche am Wohl-Stand zweifeln lassen.
Ökologischer Wohl-Stand: Fragen der Nachhaltigkeit und des menschengemachten Klimawandels treiben viele junge Menschen um, machen ihnen Angst, veranlassen sie zum Handeln. Sie fühlen sich nicht nur unmittelbar von den Veränderungen des Klimas bedroht, sondern sehen auch ihre Zukunft gefährdet.
Sozialer Wohl-Stand: Auch die freie persönliche Entfaltung ist ein Themenfeld, das heiß diskutiert wird. Egal ob die geschlechtliche Selbstbestimmung, oder die Planung von Schwangerschaften, es gibt viele unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen, die aufeinanderprallen.
Aber auch materieller Wohl-Stand ist keine einfache Sache. Zwar geht es den meisten Menschen in Deutschland im internationalen Vergleich gut, trotzdem ist die sprichwörtliche Schere zwischen Arm und Reich im Land weit offen. Manche schwelgen in Luxus während andere nur knapp über die Runden kommen.
Wohl-Stand ist wie gesagt immer eine individuelle Sache und kann je nach den eigenen Wünschen und Erwartungen ganz unterschiedlich ausgestaltet sein. Es kommt immer auch darauf an, ob wir uns in Wohl-Stand lebend fühlen.
Aber nicht nur in Wohl-Stand zu leben, sondern auch sich für mehr Wohl-Stand stark machen zu können. Etwas öffentlich einfordern zu können, ohne staatliche Repressalien erwarten zu müssen ist Teil von echtem Wohl-Stand.
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Erfahrungen konkreter Lebenszufriedenheit – auch in Diktaturen?
Individuelles Glück und Zufriedenheit, auch in diktatorischen Systemen und Gesellschaften, die ihren Bürgern verwehren, frei zu entscheiden, was für sie materieller, sozialer oder ökologischer Wohl-Stand ist? Ja, das gibt es.
Zurecht wehren sich Menschen, die die DDR erlebt haben, also gegen die Unterstellung, in diesem System sei nur ein freudloses, unglückliches Leben möglich gewesen.
In jedem System, auch in Diktaturen, gibt es Nischen zum Glücklich- und Zufriedensein. Was konkret als Glück erfahren wird, hängt von der einzelnen Person ab, ihrem privaten, sozialen und kulturellen Umfeld.
Dieses konkrete individuelle Glück ist aber nur ein Teil des größeren Zusammenhangs „Lebenszufriedenheit“. Denn niemand lebt ganz für sich allein, wir leben immer innerhalb einer Gesellschaft, die uns mehr oder weniger Freiraum für materiellen, sozialen und ökologischen Wohl-Stand bietet. Dadurch beeinflusst die Gesellschaft maßgeblich mit, wie wir Lebenszufriedenheit erfahren.
Nur das kleine Glück im persönlichen Umfeld zu sehen, greift also ebenso zu kurz wie die Unterstellung eines unglücklichen und freudlosen Lebens in der DDR.
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Erfahrungen konkreter Lebenszufriedenheit
Die Sektion „Erfahrungen konkreter Lebenszufriedenheit“ ist besonders wichtig “. Sie räumt mit zwei Vorurteilen auf:
- zum einen mit der Unterstellung, dass in der DDR nur ein freudloses, unglückliches Leben möglich gewesen sei
- zum anderen aber auch damit, dass man ausschließlich die individuelle Zufriedenheit betrachten kann.
Es geht immer auch um den größeren Zusammenhang, um den Freiraum für materiellen, sozialen und ökologischen Wohl-Stand, den Staaten ihren Bürgern einräumen oder begrenzen können.
Die Materialspalte fokussiert mit unterschiedlichen Assoziationen des sich Wohl-Fühlens die individuelle Vielfalt.
Prinzip Hoffnung. Welche Vorstellungen von Zukunft brauchen wir, um glücklich zu sein?
Sich eine Zukunft vorstellen zu können gehört zum Wesen von Menschen dazu. Wir kennen alle die Hoffnung, dass etwas in Zukunft besser werden oder die Sorge, dass es in Zukunft schlechter werden könnte. Jeder Mensch stellt sich Zukunft auf ganz eigene Weise vor, geprägt durch die eigenen Wünsche, Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste. Dabei spielen auch die Rahmenbedingungen, unter denen man gegenwärtig lebt, eine Rolle.
- Ist man mit ihnen zufrieden und will man sie beibehalten?
- Findet man sie im Prinzip gut, sieht aber Mängel, die man auf eigene Faust oder durch die Hilfe Anderer verbessern könnte?
- Sieht man, dass die Lebensbedingungen schlechter werden und hat die Hoffnung auf Veränderung zum Guten verloren?
- Oder will man auf Dauer nicht so weiterleben wie bisher und sucht nach Auswegen?
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Prinzip Hoffnung. Wie viel Zukunft brauchen wir, um glücklich zu sein?
Diese Sektion ist ähnlich zur vorherigen gedacht. In der Textspalte wird ein weiteres Mal auf die beiden Vorurteile (vgl. vorherige Sektion) eingegangen und verdeutlicht, dass auch die politisch-gesellschaftlichen Bedingungen evident für den individuellen Wohl-Stand und die Lebenszufriedenheit sind.
Die Materialspalte betont wieder individuelle Sichten. Zusätzlich aber klingt die Aufforderung an, Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Menschen denken sich Zukunft in der DDR – genauso wie du heute?
Natürlich haben sich auch die Bürger*innen der DDR ihre Gedanken um die Zukunft gemacht, die eigene, die ihrer Familie und Freunde, auch die ihres Landes und der Welt.
Da gibt es zunächst scheinbar keinen Unterschied zwischen dem Leben heute und früher in der DDR – oder doch?
Das Recht auf und die Möglichkeit zu materieller und sozialer Teilhabe, zum Eintreten für ökologischen Wohl-Stand ist in einer Diktatur grundlegend anders als in einer Demokratie. Der Staat verwehrt es seinen Bürger*innen, nach den je eigenen Wünschen ein gutes Leben zu leben – zumindest immer dann, wenn die eigenen Wünsche und Vorstellungen von Glück und Wohl-Stand sich nicht decken mit denen des Staates.
Wer sich dennoch wohlfühlen will, muss sich arrangieren, muss Zweifel unterdrücken und Einschränkungen in Bezug auf das Recht auf Teilhabe in Kauf nehmen – oder aber den Mut aufbringen, nach Veränderung zu streben.
Im Folgenden kannst du dich mit den Grenzen auseinandersetzen, die in der DDR für sozialen, materiellen und ökologischen Wohl-Stand bestanden, aber auch mit den Möglichkeiten des Wohlbefindens im vom Staat gesetzten Rahmen.
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Menschen denken sich Zukunft in der DDR – genauso wie du heute?
Die Hinwendung zur Vergangenheit erfolgt über die Frage nach den Unterschieden, wie Zukunft in Diktaturen, insbesondere in der DDR, und in der heutigen Lebenswelt der Schüler*innen gedacht wird.
Betont wird die Tatsache, dass in der DDR der Staat Wohl-Stand verwehrt und zwar immer dann, wenn sich die eigenen Wünsche und Vorstellungen von Glück und Wohl-Stand nicht mit denen des Staates decken.
Mit den folgenden Unterthemen wollen wir dich dazu anregen, dich näher mit den Markern für sozialen, materiellen und ökologischen Wohlstand in Diktaturen zu befassen.
Du sollst einen Blick dafür bekommen, dass die DDR ihren Bürger*innen ein tiefes, gesichertes Wohlbefinden grundsätzlich verwehrte, dass jeder einzelne Mensch dennoch in seinem konkreten Leben erfüllt leben konnte.
Ein tiefes, gesichertes Wohlbefinden verwehrt ein Staat seinen Bürger*innen, indem er Grundrechte missachtet und Träume verwehrt. Bürger*innen können sich ihre Wünsche nicht erfüllen – nicht, weil es nicht möglich wäre, sondern weil der Staat es nicht zulässt.
Wir haben eine Auswahl an Kapiteln getroffen, die besonders gut zu deiner Profilauswahl passen, die du am Anfang gemacht hast.
Du kannst jederzeit gerne nach unten scrollen und dir die übrigen Kapitel des Themas ansehen.
Das Abschlusskapitel solltest du aber auf keinen Fall verpassen, weil es die einzelnen Aspekte des Themas noch einmal zusammenfasst.