Mödlareuth – Geteiltes Dorf, getrennte Nachbarn
Eine kleine Ortschaft auf der Grenze zwischen Thüringen und Bayern. Ländliche Idylle, Wiesen, Felder, Wälder und eine Grenzmauer mitten durch das Dorf.
Die Ortschaft Mödlareuth war 37 Jahre lang (1952-1989) durch feste Barrikaden geteilt. Ein Grenzübertritt war hier nicht möglich – Obwohl sich hier alle gegenseitig kannten, Familie und Freunde waren, gemeinsam in die Schule, die Kirche und in Vereine gegangen waren.
1952 war damit Schluss, als die DDR die Grenze Richtung Westen abriegelte.
Anders als in Berlin, oder den meisten anderen Orten in der DDR war das Erlebnis der Teilung etwas, das hier alle unmittelbar betraf, denn niemand am Ort lebte mehr als ein paar Meter von der Mauer entfernt.
„was die mit uns gemacht haben“
Unterhält man sich mit den Mödlareuthern, die selbst die Teilung ihres Dorfes erlebt haben, dann kommt immer wieder, bewusst und unbewusst, die Sprache auf die Unbegreiflichkeit dessen, was damals passiert war. „Was die mit uns gemacht haben“, lässt nur anklingen, was sich in den Menschen abspielen muss.
Der Umgang mit dem Elefanten im Raum steht aber immer im Mittelpunkt. Das Erlebnis von Diktatur und Unterdrückung, beziehungsweise das über die Grenze hinweg beobachten müssen. Letztlich stehen sowohl „was die mit uns gemacht haben“ als auch „was die mit denen gemacht haben“ für die gleiche Ohnmacht etwas an der Situation zu ändern.
Mödlareuth als Spielball der Mächte
Schon seit Beginn der Teilung war der Ort ein Ziel von Tourismus und politischen Veranstaltungen der BRD gewesen.
Regelmäßig waren ganze Reisebusse an die westdeutsche Seite der Grenze gefahren, um sich das aus der Nähe anzusehen.
Man hört unter anderem, es wäre für die Ostmödlareuther eine gewisse Erleichterung gewesen, als die Mauer gebaut wurde, denn sie habe verhindert, dass man dauernd angestarrt wurde wie in einem Zoo.
Ein unvorstellbarer Gedanke, geboren aus der Zwangssituation der Unterdrückung.
Auch für politische Veranstaltungen war die Mauer in Mödlareuth immer wieder eine Anlaufstelle, denn hier konnte die Bundesrepublik, ähnlich wie in Berlin, unmittelbar auf die Unterdrückung der DDR-Bürgerinnen verweisen.
Die DDR hingegen wollte den Ort von der Öffentlichkeit fernhalten. Deshalb spielte Mödlareuth im Ostdeutschen Interesse gezielt keine Rolle. Man erklärte die Grenzgebiete zu einem Sperrgebiet, das man als Ortsfremde*r nicht betreten durfte. So wollte das SED-Regime die hart bewachte und tödliche Grenze aus dem Blick der eigenen Bevölkerung fernhalten.
Gedenkstätte
Es war früh klar, an diese Situation der Teilung eines Dorfes, unter der die Bevölkerung vor Ort (auch) gelitten hatte, sollte eine Gedenkstätte erinnern.
Zu diesem Zweck wurden auch Teile der Sperranlagen am Ort erhalten, um sie für die Gedenkstätte nutzen zu können.
Ergänzt wird das Ensemble durch modellhafte Installationen, um das Grenzregime der DDR am Ort nachvollziehen zu können.
Mödlareuth als Erinnerungsort und historische Kulisse
Die Geschichte Mödlareuths diente als Inspiration für die Dramatisierung der ARD-Filmreihe „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“.
Tannbach ist auch der Name des Baches, der durch Mödlareuth fließt und in dessen Mitte teilweise die Grenze verlief.
Bei der Umsetzung ging man aber recht frei mit der Vorlage um, weshalb man nicht erwarten sollte durch den Film die Geschichte Mödlareuths nachvollziehen zu können.
Anders ging man beim Film „Ballon“, von Michael Bully Herbig vor. In diesem Film wurden Reste der originalen Grenzanlagen in Mödlareuth als Kulissen genutzt. Einen inhaltlichen Bezug zum Ort gibt es im Film nicht.