
Teilnahmezwang
Abschluss – Motoren der Veränderung
Zusammenfassung
- Die aktive Teilnahme aller am Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft ist ein Aspekt der Ideologie des Sozialismus.
- Jeder Bürger, jede Bürgerin, egal ob alt oder jung, sollte sich deshalb aktiv am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft beteiligen und dazu an entsprechenden Angeboten teilnehmen.
- Gesteuert und organisiert wurden Angebot und Teilnahme durch die SED und von ihr abhängige Organisationen.
- Zur Durchsetzung der Teilnahme gab es ein strenges Regiment. Die Maßnahmen der Stasi gegen Abweichler und Gegner spielen dabei de facto und als Drohkulisse eine wichtige Rolle.
- Überall, im Alltag, am Arbeitsplatz und in der Schule, in der Freizeit sollte man SED-nahen Massenorganisationen angehören und aktiv am Wohl der Gemeinschaft und des Staates mitwirken.
- Wer nicht mitmachen wollte, wurde zum Außenseiter und konnte Probleme bekommen. Der Schulabschluss, der Aufstieg im Beruf, sogar die bisherige Berufsausübung konnten unmöglich werden.
Hier Interviewausschnitte Bürgerrechtler*innen

Teilnahmezwang, ein mächtiger Motor der Veränderung
Den eigenen Lebensweg selbst bestimmen zu können und selbst darüber zu entscheiden wann man sich mit anderen zusammentun will, das sind Freiheiten, die jedem Menschen zustehen sollten. Sich diese Freiheiten erstreiten zu wollen, das kann ein starker Motor für Veränderungen sein.
Ob der Zwang zur Teilnahme am politischen Leben zum Wunsch nach Wandel und zum aktiven Einstehen für diesen führte war auch von individuellen sozialen Faktoren und persönlichen Einstellungen abhängig.
Opposition – Bürger*innen organisieren sich selbst
Dem Teilnahmezwang entzogen sich Bürger*innen der DDR nicht nur, indem sie sich nach außen hin unauffällig verhielten, sich innerlich aber vom System abwandten (Rückzug ins Private), oder indem sie sich zur Flucht/Ausreise entschieden.
Es entstanden auch oppositionelle Gruppen. Menschen begannen, sich über den privaten Raum hinaus zusammenzufinden und eigene Interessen zu vertreten, auch dann, wenn diese den staatlichen Vorgaben widersprachen. Die Ausgangspunkte für die Bildung solcher Gruppen waren vielfältig. Der Einsatz für Frieden und Umwelt, die Ablehnung von Gewalt gegen Mitbürger*innen waren ein Kern. Die Erfahrungen in kirchlichen Gruppen ein anderer. Dazu kamen die Möglichkeiten, die sich ableiten ließen aus der „neuen Ostpolitik“ des Westens und darauf fußend der Unterzeichnung internationaler Verträge durch die DDR. Von Bedeutung für die Opposition waren auch die zunehmenden Kontakte zu Westmedien. Einige Gruppen fanden sich auch zusammen, weil sie die Verantwortlichen für das immer offensichtlicher werdende Scheitern des Sozialismus dafür zur Rechenschaft ziehen wollten.
Von Friedensgebeten und Basisgruppen zur Friedlichen Revolution: Das „Neue Forum“ und vergleichbare Initiativen als Bindeglied
Am 10. September 1989 wurde von ca. 30 Bürgerrechtler*innen der Aufruf zur Gründung des „Neuen Forums“, der ersten landesweiten Oppositionsbewegung in der DDR unterzeichnet. Der Antrag auf Zulassung als Vereinigung wurde vom Innenministerium erwartungsgemäß abgelehnt, weil „für die beabsichtigte Gründung der Vereinigung ‚Neues Forum‘ keine gesellschaftliche Notwendigkeit besteht.“
Doch das Neuen Forum war nicht mehr aufzuhalten. Ende 1989 hatte die Vereinigung rund 200.000 Unterstützer-Unterschriften und rund 10.000 Mitglieder.
Noch im Herbst 1989 registrierte die Stasi weitere „Bestrebungen feindlicher, oppositioneller Kräfte zur Schaffung DDR-weiter Sammlungsbewegungen/Vereinigungen“. U.a. ging es um die Gründung einer sozialdemokratischen Partei, der Vereinigungen Demokratischer Aufbruch, Demokratie Jetzt, Grüne Liga, Initiative Frieden und Menschenrechte, Vereinigte Linke.
SED wie Stasi hatten ihre Macht verloren, nicht nur über die Bürgerrechtler*innen, sondern auch über immer größere Teile der Bevölkerung.
Links zum Thema
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/deutsche-einheit/neues-forum-entsteht-337176
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17901/neues-forum/
https://www.chronikderwende.de/lexikon/glossar/glossar_jsp/key=nf.html
file:///Users/gga109/Downloads/Schaffung%20DDR-weiter%20Sammlungsbewegungen_Vereinigungen.pdf
https://www.stasi-mediathek.de/themen/organisation/Neues%20Forum/
So hoch der Mut und die Entschlossenheit der Bürgerrechtler*innen einzuschätzen ist, so wichtig es war, dass sich immer mehr Bürger*innen dem Protest anschlossen, ohne die internationalen Rahmenbedingungen wäre es kaum zur Friedlichen Revolution in der DDR gekommen:
„Der Zusammenbruch des SED-Regimes geschah nicht so plötzlich und unerwartet, wie es manchem erscheinen mag. Eine Reihe von Entwicklungen in der DDR und im internationalen Raum trugen dazu bei: Der Ostblock war in Auflösung begriffen, die Sowjetunion hatte bekannt gegeben, nicht mehr in die inneren Angelegenheiten kommunistischer Staaten einzugreifen, die Macht der SED begann schon ganz erheblich zu erodieren.“
Cybermobbing: Kopf in den Sand stecken oder sich dagegen stellen?
Es ist gar nicht so leicht, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten, wenn man sich dadurch gegen viele aus der eigenen Gruppe stellen muss.
Du kennst sicher Cybermobbing und weißt, wie froh man ist, wenn man nicht selbst beleidigt wird, wenn die Gerüchte, Verleumdungen oder Unterstellungen, die verbreitet werden, nicht einen selbst betreffen. Vielleicht hast du dir auch schon öfter gedacht, dass du eigentlich etwas tun solltest, wenn Bekannte oder gar Freund*innen gemobbt werden und hast dann doch nichts gemacht. Man will ja nicht selbst als nächstes dran sein! Wie geht man mit solchen Erfahrungen um? Wie kann man sich gegen viele andere behaupten, die scheinbar oder tatsächlich aktiv mitmachen?
Vielleicht hilft Dir die Beschäftigung mit der Diktatur-Geschichte der DDR, dich in Zukunft aufzuraffen, und etwas zu unternehmen, um dich und andere zu schützen. Denn du hast damit das Recht auf deiner Seite.
Opponieren gegen ein System
Man kann Mobbing/ Cybermobbing als System verstehen. Gemeint ist, Mobbing läuft nach bestimmten Regeln ab und alle Beteiligten erfüllen bestimmte Rollen in diesem System. Neben „Täter“ und „Opfer“ werden dann „Mitläufer,“ „Zuschauer“ und „Wegschauer“ unterschieden.
„Mitläufer“ unterstützen die Täter, indem Beiträge geteilt oder kommentiert werden. „Zuschauer“ bilden ein Publikum, das den Vorgang für die Täter attraktiver macht. Die „Wegschauer“ ermöglichen ein Fortbestehen der Mobbingsituation durch ihr nicht-Einschreiten.
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Am Beispiel DDR haben wir herausgearbeitet, dass es für viele einfacher war, mitzulaufen, „Teil“ von etwas zu sein, nicht anzuecken, sich zu arrangieren, und mit dem zu leben, was erlaubt und möglich war. Es zeigt aber auch, dass andere Menschen in der DDR für ihre Individualität einstanden, Freiraum forderten und Widerstand leisteten. Das hat letztlich auch denen geholfen, die nicht die Kraft hatten, von sich aus aktiv zu werden.
Auch wenn die Rahmenbedingungen in einer Diktatur völlig andere sind als die Situation heute: Sich aus der Gruppe zu lösen, sich aktiv gegen die Masse zu stellen, erfordert immer Mut und ist nicht leicht. Dass es in der DDR wie in jeder Diktatur aber mutige Menschen gab, die Zivilcourage zeigten, kann dir Mut machen: Auch unter schwierigsten Bedingungen ist es möglich, für sich oder andere gegen ein Unrecht einzustehen.
Was tun? Hilfen und Ratschläge
Natürlich kann man auch auf eigene Faust tätig werden und sich gegen Cybermobbing stellen. Leichter und effektiver ist es aber, Hilfe zu organisieren und sich mit anderen zusammenzutun. Dann kann man von deren Erfahrungen profitieren und gemeinsam auch mehr erreichen.
Beratungsstellen und Vertrauenspersonen sind gute Anlaufstellen. Erste Ideen und Informationen kann man sich auch im Internet holen.