
Wahrheit und Unwahrheit
Wenn man immer und überall belogen wird
Hast du dir schon mal über folgende Fragen Gedanken gemacht?
Was ist Wahrheit?
Was ist Unwahrheit?
Warum werden Unwahrheiten verbreitet?
Transparenz
Die Einleitung soll ein Nachdenken über Wahrheit/Unwahrheit triggern. Wir starten in der ersten Sektion mit einigen „Nachdenkimpulsen“ zu Wahrheit/Unwahrheit.
In der zugehörigen Materialspalte werden die Impulse visuell und in kleinen Antwortspots aufgegriffen.
Links zum Thema
In diesem Podcast des Bayerischen Rundfunks wird der Frage nachgegangen, wie man Fake News erkennen kann und wie man damit umgehen kann. Der Beitrag ist zwar relativ lang, aber richtig gut gemacht und für alle Altersgruppen leicht nachvollziehbar.
Warum werden eigentlich Unwahrheiten verbreitet?
Dafür gibt es viele Gründe:
Manchmal versuchen Menschen über ihre eigenen Unzulänglichkeiten hinwegzutäuschen oder ihre Interessen zu schützen und entscheiden sich, Unwahrheiten zu behaupten. Dabei kann es um den Erhalt des eigenen Rufs oder die Wahrung persönlicher Vorteile gehen.
Andere Menschen möchten Macht und Einfluss ausüben. Sie verbreiten Unwahrheiten, um andere zu manipulieren oder zu täuschen.
Unwahrheiten können auch systematisch als Propaganda oder ideologisches Werkzeug verwendet werden, um bestimmte politische, religiöse oder soziale Ziele zu verfolgen.
Manchmal werden Unwahrheiten aber auch aus Versehen oder aufgrund von Missverständnissen verbreitet.
In der heutigen digitalen Welt kann die Verbreitung von Unwahrheiten dazu dienen, Aufmerksamkeit zu erregen und viral zu gehen. Einige Menschen verbreiten bewusst falsche oder übertriebene Informationen, um Aufmerksamkeit und Likes in den sozialen Medien zu generieren.
Manchmal werden gezielt Fehlinformationen verbreitet, um ganze Länder zu destabilisieren, Wahlen zu beeinflussen oder wirtschaftlichen Schaden anzurichten.
Transparenz
Warum werden eigentlich Unwahrheiten verbreitet?
Die zweite Sektion geht etwas tiefer und verweist auf eine Vielzahl von Motiven für „Unwahrheit“.
Die Materialspalte steht wieder nur aus Bildspots, die einige der Aussagen aufgreifen. Auf Gegenwartsbezug, in diesem Fall also Bekanntheit der Motive, wird geachtet.
Heiße Themen
Lügen und Unwahrheiten in der Öffentlichkeit sind ein Thema das uns tagtäglich begegnet. Spätestens seit 2016 ist das ein Thema über das die Welt spricht. Damals hatte der ehemalige Präsident der USA, Donald Trump den Begriff „Fake News“ geprägt. Zuerst im Versuch die Medien zu verunglimpfen. Viel mehr aber später durch seine eigenen offensichtlichen Lügen, die ihm regelmäßig öffentlich vorgehalten wurden.
Falschmeldungen sind aber bei weitem nichts Neues. Immer wieder kam es auch früher schon zur Verbreitung falscher Nachrichten. Ob aus Unwissenheit, Missverständnissen oder mit purer Absicht, Lügen gehören zum Mensch sein irgendwie dazu. Umso wichtiger ist es sich auch Gedanken darüber zu machen wie Lügen, von wem in die Welt gesetzt werden. Das ist oft nicht leicht zu durchschauen. Gerade im Internet begegnen uns Unmengen an Informationen die alle auf ihre Zuverlässigkeit überprüft werden müssen. Oft machen wir das unbewusst, indem wir Menschen vertrauen die wir sympathisch finden oder die eine ähnliche Meinung vertreten wie wir selbst. Es lohnt sich aber skeptisch zu sein, damit man niemandem auf den Leim geht und am Ende dumm dasteht.
Aber auch wenn man selbst die Lüge durchschaut, kann sie Einfluss auf unser Leben gewinnen. Nämlich dann, wenn andere sie glauben und uns gegenüber, oder generell gegenüber Andersdenkenden aufgehetzt werden.
Beides hat auch in der DDR eine Rolle gespielt. Belogen zu werden und Opfer von Lügen zu sein ging Hand in Hand. Trotzdem muss man beim Vergleichen aufpassen, damit man nicht zu kurz denkt. Wichtig sind auch immer die Umstände und Hintergründe von Lügen.
Sich die Fragen zu stellen, wer lügt und warum, kann helfen die Umstände besser zu verstehen.
a) Die Lüge:
b) Die Wahrheit:
Berlin im Sommer 1961 – Eine Lüge macht Geschichte
Wenn Unwahrheiten im Namen eines ganzen Staates geäußert werden, haben diese in der Regel einen großen Einfluss auf viele Menschen. Zuallererst natürlich beeinflusst diese Unwahrheit meist die Bürger*innen des betreffenden Staates, aber auch auf Menschen, die woanders leben, können betroffen sein.
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“ ist die wohl bekannteste Lüge der DDR-Geschichte. Walter Ulbricht, damals der wichtigste Mann im SED-Staat, hat sie am 15. Juni 1961 geäußert. Wenige Wochen später, am 13. August 1961, ist der Tag, an dem der Mauerbau begann und Berlin durch eine Mauer geteilt wurde.
Heute wird dieses Zitat oft ironisch verwendet, um auf politische Täuschungen oder das Brechen von Versprechen hinzuweisen. Es dient als Beispiel für die Diskrepanz zwischen den Worten von Politiker*innen und ihren tatsächlichen Taten.
Heiße Themen
Themen aus der Vergangenheit, können auch in der Gegenwart heiß und relevant sein. Entweder das Thema selbst wird als wichtig betrachtet, oder man vergleicht gegenwärtige Ereignisse mit denen aus vergangenen Zeiten. So etwa in diesem Beispiel:
Historischer Kontext
Das, was Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einem Interview sagte, nämlich dass keine Mauer erbaut werden sollte, würde man heute als „Fake News“ bezeichnen. Wenn etwas „fake“ ist, dann ist etwas daran „un-wahr“.
Bereits zwei Monate später, am 13. August 1961, begann der Mauerbau. Mit der Berliner Mauer wurde der letzte Übergang von der DDR nach Westdeutschland versperrt. Die Menschen eines ganzes Landes waren vom eigenen Staat eingesperrt. Jeder Versuch, das Land zu verlassen, wurde gewaltsam verhindert. (Du kannst dich dazu in den Themenbereichen Freizügigkeit oder Repression näher informieren)
Walter Ulbrichts Aussage ist ein Beispiel dafür, dass es in der DDR viel „Fake“, also viele „Unwahrheiten“ gab. Für die Menschen war es frustrierend, von ihrem Staat systematisch mit Unwahrheiten konfrontiert zu sein, mit Inhalten, von denen man wusste, dass sie so nicht stimmten. Belogen zu werden widerspricht ganz grundsätzlich dem im Mensch-Sein angelegten Bedürfnis nach Wahrheit, Gerechtigkeit und verlässlichen Orientierungshilfen.
Die Möglichkeiten, Wahrheit einzufordern waren in der DDR aber sehr beschränkt: Die Staats- und Parteiführung der DDR sah in der Meinungsfreiheit nämlich ein Risiko für die DDR, vor dem insbesondere die Stasi den Staat „schützen“ sollte. Entsprechend rigoros gingen die Machthaber gegen kritische Meinungen zum politischen System oder den Lebensbedingungen in der DDR vor.
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Berlin im Sommer 1961 – Eine Lüge macht Geschichte
Die dritte Sektion vollzieht die Wendung in die Vergangenheit. Sie dreht sich um Ulbrichts Mauerbau-Lüge. Gezeigt wird, wie sie sich wenig später durch den Mauerbau selbst entlarvt hat. Dazu kommen Beispiele für die ironisch-sarkastische Nutzung des Zitats heute, um politische Lügen anzuprangern.
Die Materialspalte ist zweigeteilt: Block 1 fokussiert die Ulbricht Lüge (dargestellt in zwei Ausführungen). Block 2 fokussiert die Wahrheit des Mauerbaus in Quellen und Dokus über den Mauerbau. Dieser Zugang soll als Anreiz wirken, sich mit anderen Beispielen von Unwahrheit in der DDR befassen.
Wenn du weiterscrollst, siehst du die Kapitel, die zeigen, dass Menschen in der DDR von ihrem Staat in vielen Bereichen mit Behauptungen konfrontiert worden sind, die Halbwahrheiten und Unwahrheiten enthielten. Gemerkt hat das jede*r Bürger*in. Manche haben sich aber nichts daraus gemacht, für andere war es schlimm, ständig belogen zu werden. Und wieder andere konnten das einfach nicht auf Dauer aushalten. Am schlimmsten war für sie, dass man nicht einfach sagen konnte, „Das stimmt doch gar nicht!“ und sich Gegenbelege besorgen konnte. Der Staat wollte nur eine Meinung, nämlich seine eigene, gelten lassen und bestrafte Abweichler.
Wir schlagen dir eine Auswahl an Kapiteln vor, die gut zu dem Profil passen, das du beim Start angegeben hast. Du kannst aber jederzeit auch weitere Themen auswählen, die Dich interessieren.
Den Abschluss solltest du aber nicht verpassen. Er enthält a) eine kurze Zusammenfassung, b) zeigt er, wie Menschen zu Veränderung beigetragen haben und c) hilft er Dir, Dich bei heißen Themen, bei denen es um die Frage „wahr oder falsch“ geht, zu positionieren. Deine Kenntnisse über den Umgang mit Wahrheit und Lüge in der DDR helfen dir dabei.
Transparenz
Allerdings gilt auch hier, dass nicht jede*r DDR-Bürger*in das so wahrgenommen hat.
- Die Unwahrheiten waren für manche nicht durchschaubar; viele Informationen wurden erst später für jeden zugänglich.
- Andere erkannten zwar, dass gelogen wurde, nahmen das aber nicht so wichtig. Sie passten sich an und hatten deshalb keine konkreten Negativ-Erfahrungen aus einem kritischen Umgang mit Unwahrheiten.
- Wieder andere vertrauten ihrem Staat und wollten deshalb auch glauben, was behauptet wurde.
- Eine letzte Gruppe war selbst Teil des Systems der Produktion und Verbreitung von Unwahrheiten.
Wir wollen, dass du dir selbst eine Meinung bilden kannst.
Deshalb haben wir nicht nur Materialien ausgewählt,
- die die Unwahrheiten offensichtlich machen, sondern auch solche,
- die zeigen, warum sich manche schwer damit taten und tun, zu erkennen und anzuerkennen, dass der Staat letztlich auf Unwahrheiten angewiesen war und mit den Mitteln einer Diktatur zu verhindern versuchte, dass diese offen gelegt wurden.
- Wir wollen zudem an Beispielen verdeutlichen, dass bestehende Spannungsgefüge nur aufzulösen sind, wenn über die Einzelerfahrung hinaus auf größere Zusammenhänge geachtet wird.
Zum Abschluss der einzelnen Kapitel zeigen wir jeweils, wie das nicht-Aushalten können hier von Unwahrheiten zu einem „Motor der Veränderung“ wurde, der schließlich zum Ende der DDR beitrug.